Von der alten BIschofsstadt aus (Radolfzell wurde tatsächlich von einem Bischof gegründet, dessen Bistum allerdings Verona war) führt die Tour durch den hügeligen Hegau zum Aachtopf, Deutschlands wasserreichstem Quelltopf. Das Wasser der Aach steigt aus einem 18 Meter tiefen unterirdischen Höhlensystem hervor und bildet einen kleinen stimmungsvollen See. In dem Höhlensystem unter dem Karstgebirge sammelt sich das Wasser der Donau, welches bei Tuttlingen und Immendingen versickert, dann binnen 20 Stunden die europäische Wasserscheide unterläuft und hier nun wieder zu Tage tritt. Statt in Schwarze Meer fließt das Wasser nun in den Bodensee und durch den Rhein in die Nordsee.
Insgesamt 32 Kilometer mäandert der Fluss nun mal mehr, mal weniger durch die einzigartige Kulturlandschaft des Hegau. Tier- und pflenzenreiche Feuchtgebiete (Weitenried, Aachried) werden durchquerrt. Malerische Ortsschaften säumen die Ufer des Flusses, geschäftig zu geht es in der Vulkanstadt Singen. Steil ragt der Vulkanschlot des Hohentwiel am Ufer der Aach empor. Ein Abstecher auf den Gipfel lohnt nicht nur wegen der Festungsanlage - mit neun Hektar Fläche eine der größten Festungsruinen Deutschlands -, sondern auch wegen der weiten Sicht auf den Untersee, den Hegau, die Schweiz und bei klarem Wetter auf das Alpenpanorama. An den Hängen des Hohentwiel wächst übrigens wegen des besonders mineralreichen Bodens ein einzgartig schmackhafter Bodenseewein.
Während der kurzen Strecke vom Quelltopf bis zur Mündung im Bodensee umfließt die Aach etwa 30 Inseln. Ihre Wasserkraft treibt fast ein Dutzend E-Werke an, beides ist zumindest für Bodenseeregion ein Rekord. Wegen ihrer ergiebigen Wasserkraft war die Aach ein wichtiger Motor für die gewerbliche Entwicklung des Hegaus. Heute sind zahlreiche Flussabschnitte renaturiert Für ein besonderes Flusserlebnis sorgen die seit 20 Jahren durchgeführten Renaturierungsprojekte am Aachufer, wie etwa im Singener Süden, zwischen Worblingen und Bohlingen, bei »Hausen Beach« oder seit dem Sommer 2020 an der »Promenade Beuren«, wo sinnigerweise sogar eine »E-Bike-Tankstelle« eingerichtet wurde.
Der viergrößte Zufluss des Bodensees bildet zudem ein weitläufiges Mündungsdelta, wichtiger Brut- und Rastplatz für zahlreiche Zugvögel.
Wegbeschreibung
Vom Startpunkt am Bahnhof Radolfzell führt die Radtour zunächst durch die Radolfzeller Innenstadt Richtung Norden. Bis kurz nach Stahringen folgen wir dem gut ausgebauten "Seehäsle-Radweg", der uns an den Buchenseen bei Radolfzell-Güttingen vorbei führt. Der Idyllisch am Waldrand gelegene Naturbadesee mit schöner Liegewiese und Kiosk lädt zu einer ersten Pause ein.
In Stahringen folgen wir den Wegweisern nach Wahlwies und weiter nach Orsingen. Vorbei am Stockfelder Hof führt uns der Radweg durch das Naturschutzgebiet Lagensteiner Durchbruchstal zu Schloss Langenstein mit einem sehenswerten Fasnachtsmuseum (wird gerade neu gestaltet). Über Eigeltingen geht es weiter nach Aach, zum Aachtopf, der größten Karstquelle Deutschlands.
Zwei Drittel des Wassers in der Aach stammen nicht aus Niederschlägen sondern aus der etwa 12 Kilometer Luftlinie entfernten Donauversinkung zwischen Immendingen und Fridingen. Ca. 20 Stunden benötigt es von dort, bis es im Aachtopf wieder an die Oberfläche tritt.
Ab hier folgen wir dem Flusserlebnispfad Hegauer Aach zurück nach Radolfzell. Der Flusserlebnispfad ist durch ein quadratisches blaues Schild mit weißer Welle gekennzeichnet. In Singen besteht die Möglichkeit, das letzte Wegstück mit dem Zug abzukürzen oder der Aach über Rielasingen, Worblingen, Bohlingen in ihren weitläufigen Mündungsbereich zwischen Moos und Radolfzell zu folgen, einem wichtigen Lebensraum, vor allem für die Vogelwelt.