Meisterwerke des Barock
Virtuose Werke mit breit aufgefächertem Klangspektrum für Chor, Solisten und Orchester von A. Vivaldi, J.S. Bach und J.D. Zelenka.
Veranstaltungsdetails
Erschallet ihr Lieder BWV 172 Johann Sebastian Bach
Gloria in D RV 589 Antonio Vivaldi
Te Deum à due cori in D ZWV 146 Jan Dismas Zelenka
Vokalensemble Gaienhofen e.V.
Schaffhauser Barock-Ensemble
Susan Eitrich/Sopran
Sarah-Lena Eitrich/Mezzosopran, Alt
Sebastian Mory/Tenor
Wojciech Latocha/ Bass
Dirigent Siegfried Schmidgall
Im Mittelpunkt der festlichen Konzerte zum Erntedankfest am 30.September 2023 in Stein am Rhein und am 1. Oktober 2023 in Radolfzell, stehen virtuose Werke mit breit aufgefächertem Klangspektrum aus der Barockzeit für Chor, Solisten und Orchester komponiert von drei beeindruckenden europäischen Zeitgenossen: A. Vivaldi, J.S. Bach und J.D. Zelenka.
Antonio Vivaldi (1648-1741/ Italien) gilt als einer der wichtigsten Komponisten des Barock. Vivaldis umfangreiches geistliches Werk findet, nach zwei Jahrhunderten der Vergessenheit, seit Mitte des 20sten Jahrhunderts wieder Beachtung. In diesen Kompositionen, mit ihrer Nähe zur Musik von J.S. Bach, findet sich häufig der gleiche schwungvolle, virtuose Stil und eine ähnliche Experimentierfreudigkeit wie in seinen Solokonzerten.
Zu den beliebtesten Werken geistlicher Musik gehört Vivaldis Gloria in D-Dur RV 589. Komponiert für zwei Soprane, Alt und vierstimmigen Chor hat es zwar keine riesenhaften Dimensionen, dennoch ist es ist ein großer Wurf – ein Geniestreich. Vermutlich entstand das Werk um 1715 während Vivaldis erster Wirkungszeit am Ospedale della Pietà in Venedig. Mit festlichen Trompetenfanfaren in den Ecksätzen, überraschenden harmonischen Wendungen und zarten, durchsichtig instrumentierten Solopassagen zeigt Vivaldi in dieser Kantate die ganze Bandbreite seiner Meisterschaft. Im Oratorienführer resümiert Ullrich Scheideler: „Der Reichtum der Kontraste und musikalischen Mittel und das durchgehend hohe kompositorische Niveau machen dieses Gloria zu einer der bedeutendsten geistlichen Vokalkompositionen des frühen 18. Jahrhunderts.“
Johann Sebastian Bach (1685-1750 / Deutschland) wurde 1708 Hofmusikus in Weimar. Sein Stil machte unter dem Einfluss Vivaldis eine tiefgreifende Weiterentwicklung durch.
„Innerhalb weniger Jahre verschlang er die neueste europäische Musik und eignete sich gleichsam spielerisch den modernen Gout der Franzosen und den glitzernden Gusto der Italiener an. So verwandelte sich der Organist aus der thüringischen Provinz innerhalb weniger Jahre musikalisch gesehen in einen wahrhaften Europäer …“ (jsbach.de-Biographie online).
Als Hoforganist und Konzertmeister in Weimar (1708-1717) gehörte es zu Bachs Aufgaben, monatlich eine geistliche Kantate in der Schlosskirche aufzuführen. „Erschallet, ihr Lieder“ ist die dritte Kantate dieser Reihe und gesetzt für vier Solisten, Chor und festliches Orchester mit Holzbläsern, drei Trompeten und Pauken. Besonders interessant sind die instrumentalen Choral-Zitate: Martin Luthers Komm, Heiliger Geist, Herre Gott, und Philipp Nicolais Wie schön leuchtet der Morgenstern.
Bach hat die Kantate mehrfach revidiert und überarbeitet. Der Musikwissenschaftler Alfred Dürr folgert deshalb: „Alle … Änderungen zeigen, wie sehr Bach sich gerade um dieses Werk bemüht hat, das er […] besonders geliebt zu haben scheint.“
Ende des 20sten Jahrhunderts wurde die Musik, die die Dresdner Hofkapelle von August dem Starken während der Blüte Dresdens spielte und selbst hervorbrachte wiederentdeckt. Repräsentativ war die Musik, die dem Sachsenkönig gefiel: Mit anspruchsvollem Kontrapunkt, motivischen Beziehungsreichtum, kühnen Modulationen und finten- und trugschlussreicher harmonischer Finesse, zudem geprägt von tiefer Religiosität erfüllten die Kompositionen von Jan Dismas Zelenka (1679-1745/ Böhmen/Tschechien) die Wünsche des Königs perfekt.
Im Barockkonzert erklingt das prächtige, opulent besetzte „Te Deum a due cori“ D-Dur ZWV 146 aus dem Jahr. Die große, solenne Besetzung (fünf Solostimmen, zwei vierstimmige Chöre, Trompetenchor und solistische Traversflöten) lässt vermuten, dass das Werk für einen Dankgottesdienst anlässlich der Geburt der sächsischen Kurprinzessin Maria Josepha komponiert wurde.
(Dorothea Fischer)