Die Darstellungen sind durch Aufnahmen, wie sie in deutschen Fotoalben der 50er und 60er Jahre vorzufinden sind, angeregt. Die Lyrikerin reagiert in wenigen Zeilen auf diese Bilder und verleiht ihnen einen neuen Klang. Die Grafiken von Jan Peter Thorbecke sind schemenhafte Erinnerungsbilder an Familienfeiern und Ausflüge. In der besonderen Wahrnehmung des Künstlers auf diese Fotodokumente wird deutlich, wie trügerisch die dort gezeigten Familienidyllen sind, wie sehr sie in der Verdrängung der Schrecken des zweiten Weltkrieges und der Herrschaft des Nazi-Regimes ihre tieferen Wurzeln haben. Darüber hinaus wird – jenseits der historischen Zuschreibung – das Unheimliche sichtbar gemacht, das stets hinter der Darstellung einer heilen Welt lauert. Christine Zureichs Gedichte stehen wie kleine Bemerkungen am Rand der Aufnahmen, knappe Erläuterungen, Kommentare für die Nachwelt. Es sind keine beschreibenden Texte, vielmehr überschreibende, die sich über die Bilder schieben, eine eigene Geschichte erzählen. Hinter der vordergründigen Leichtigkeit spannen sie ihren doppelten Boden auf. Die formale Vorgabe des Haiku zwingt dabei zu einer radikalen Beschränkung, zugleich bleibt Raum für eigene Deutungen. Zureich gibt den Bildern eine neue Schicht, einen weiteren Klang. Eine gewisse Musikalität schwingt mit. Gerade diese Synergien und Wechselwirkungen zeichnen die Ausstellung aus.
Weitere Informationen sind erhältlich beim Hesse Museum Gaienhofen, Tel. 07735 440949, hesse-museum@gaienhofen.de, www.hesse-museum-gaienhofen.de.
Ausstellungsdauer: 27. Juni bis 2. November 2025
Vernissage: 27. Juni 2024, 19 Uhr